3 Fehler, die ich beim Aufbau meines Business gemacht habe und wie du sie vermeidest

May 8, 2023

Ich bin Julia, kreativer Kopf mit einer Vorliebe für Zahlen und Prozesse. Ich bin Experte im Bereich Brand & Webdesign, leidenschaftliche Fotografin und liebe es, anderen Selbständigen dabei zu helfen, ihren Traum zu leben. 

kategorien

Fotografie

Design

Hochzeit

For Biz Owners

Manchmal ist es anders Zeit mit sich selbst ins Gericht zu gehen. Das klingt jetzt dramatischer, als es eigentlich ist, aber ich bin der Meinung eine gesunde Selbsteinschätzung und die Fähigkeit sich selbst zu reflektieren sind der Schlüssel zu persönlichem Wachstum. Gerade beim Thema Business aufbauen und Unternehmensgründung gibt es Vieles, was ich rückblickend anders machen würde.

Hinterher ist man immer schlauer, klar, aber wie wär’s wenn ich dir meine Top 3 Fehler beim Business Aufbau hier verrate, damit du die schon mal nicht selbst machen musst?

01. Vermeintlich sparen und lieber DIY-Style loslegen

Vorneweg: Es geht mir hier nicht darum dir zu erklären, warum du von Anfang an Unsummen investieren und für alles einen Profi engagieren solltest. Es geht auch nicht darum, dass jedes Business von Anfang an einen perfekten Auftritt benötigt. Was ich mit dem Thema DIY meine, ist, dass ich in meinem Business ganz lange den Fokus auf die falschen Themen gesetzt habe – in meinem Fall waren das ganz klar Branding und Webdesign, wo ich ganz lange nichts Halbes und nichts Ganzes hatte.

Aus meiner Natur und meiner Liebe für ästhetisches Design heraus geboren, hatte ich in meiner 5-jährigen Unternehmensgeschichte insgesamt sage und schreibe drei verschiedene Logos und vier verschiedene Webseiten. Wir lassen das mal kurz sacken, damit du mitrechnen kannst – das ist im Schnitt also fast jedes Jahr eine neue Webseite. In jede einzelne davon ist sehr viel Arbeit und Zeit geflossen. Eine davon habe ich sogar von einem “vermeintlichen Profi” für sehr viel Geld machen lassen und weniger als ein Jahr später wieder komplett umgeworfen.

Natürlich hat sich mein Unternehmen sowohl im Hinblick auf die Dienstleistungen, als auch in punkto Ausrichtung und Strategie verändert. Es ist ganz normal, dass man sozusagen aus den Kinderschuhen herauswächst und in dem Zuge etwas überarbeitet oder gar neu aufsetzt.

Wenn ich bloß darüber nachdenke, wie viele Stunden ich hochgerechnet in diesen fünf Jahren an meinem eigenen Logo und Webdesign saß, wie viel Zeit ich verschwendet habe und wie viel besser ich diese hätte nutzen können, dann wird mir echt schlecht. So viele Stunden, in denen ich stattdessen Kundenaufträge hätte bearbeiten können oder konkret sinnvolle Maßnahmen zur Kundengewinnung hätte umsetzen können… Hätte, hätte, Fahrradkette!

Was ich im Nachhinein anders machen würde

Im Nachhinein würde ich mir wünschen, ich hätte lieber von Anfang an

  • intensiv nach einem wirklich passenden Business-Coach gesucht;
  • Zielgerichtet, strategisch und nachhaltig eine Präsenz aufgebaut, die mitwachsen und sich mit mir weiterentwickeln kann;
  • öfter einmal 200-500 Euro in ein Mentoring / Coaching zu einem bestimmten Thema investiert, bevor ich DIY-mäßig selbst recherchiert und stundenlang umgesetzt hätte;
  • früher begonnen zu verstehen, dass ich als Unternehmerin zwar vieles selbst können und machen muss, nicht aber für jeden Bereich deswegen Experte sein kann oder muss

Was ich dir konkret empfehlen würde

Informiere dich bei einer Gründungsberatung darüber, ob und welche Fördermittel du nutzen kannst und nutze kostenlose Beratungsangebote immer aus. Im schlimmsten Fall verlierst du eine Stunde deiner Zeit, im besten Fall hast du viel Neues und den ein oder anderen Trick dazu gelernt.

Mach dir einen Plan, was du zum erfolgreichen Start deines Unternehmens und dem Business Aufbau wirklich brauchst und setze diese Themen konsequent, nacheinander und mit professioneller Unterstützung um.

Das heißt nicht, dass du unbedingt mich oder einen anderen Designer mit Branding und Webdesign beauftragen musst, um bei meinem Beispiel zu bleiben! Es kann auch einfach heißen, dass du ein 1-stündiges Mentoring buchst, in dem du gemeinsam mit einem Webdesign Experten das Skelett deiner Webseite besprichst, Fragen stellst, herausfindest, worauf du konkret achten solltest und dann trotzdem selbst in die Umsetzung gehst.

02. Keine konkrete Finanzplanung und Gehaltsauszahlung

Wir müssen übers Geld reden, okay? Und zwar Tacheles und ohne die rosarote Brille der Neugründungsphase, wo wir noch so aufgeregt sind und uns die Arbeit an und in unserem Unternehmen eigentlich gar nicht wie Arbeit vorkommt, sondern ja so viel Spaß bereitet. Nicht falsch verstehen, diese Phase ist ein mega Gefühl und diese rosarote Brille gehört dazu, um eben über eine gewisse Zeit mehr zu leisten und später davon zu profitieren und letztendlich aus der Maße der Neugründungen herauszustechen und auch nach 5 Jahren noch am Markt zu sein.

Was es aber nicht bedeutet, ist dass du Finanzplanung in deinem Business nicht brauchst oder auf die lange Bank schieben solltest, nur weil du aktuell vielleicht noch keine großen Umsatzströme hast. Finanzplanung muss nicht so komplex sein, wie es klingt – es darf einfach sein und Spaß machen! Ich habe definitiv beim Aufbau meines Unternehmens gemerkt, dass keine finanzielle Planung keine Finanzen bedeutet.

Da ich ja selbst lange nur nebenberuflich selbstständig war und meine Teilzeit-Beschäftigung aus verschiedenen Gründen auch bis heute aufrecht erhalte, habe ich mir lange überhaupt nichts aus der Selbstständigkeit ausbezahlt. Einer meiner größten Fehler! Wer arbeitet, sollte dafür entlohnt werden und das gilt vor allem für dich selbst.

Es kommen früher oder später auch Zeiten, in denen nicht mehr alles rosarot ist und du manche Aufträge als lästig / nervig empfindest, irgendetwas nicht funktioniert oder ein Rückschlag deine Planung zerstört. All das lässt sich deutlich leichter verkraften, wenn du dir trotzdem am Ende des Monats selbst das Honorar für deine Arbeit auszahlst. Und wenn du es im Zweifel nur dafür nutzt, dir etwas zu gönnen oder vielleicht in die Urlaubskasse zu legen. Geld, das auf dem Geschäftskonto liegen bleibt, wird früher oder später automatisch reinvestiert – zwacke vorher deinen fairen Anteil ab. Natürlich immer mit Blick auf deine Kalkulation und Rücklagen für Steuerzahlungen etc.

Was ich dir konkret empfehlen würde

Wenn du noch kein Buchhaltungsprogramm haben solltest (klare Empfehlung von Anfang an!), dann nutze Excel, Numbers, Google Sheets oder ganz analog ein Buch, in das du alle Ausgaben für dein Unternehmen einträgst und nach Möglichkeit schon grob kategorisierst. So behältst du von Anfang an den Überblick und kannst Investitionen besser planen und im Blick behalten.

Sofern du dich nebenberuflich selbstständig machst und sozusagen noch nicht abhängig bist von deinem Ergebnis, ist die Versuchung groß einfach mal vor sich hin zu wirtschaften. Mach das bitte nicht! Setz dich von Anfang an hin und mach eine Planung, was du in den nächsten Monaten einnehmen und ausgeben möchtest und wie viel du dir selbst als Gehalt auszahlst.

Die Rechnung muss hier nicht kompliziert sein – nehmen wir als Beispiel mal an, du hast einen kleinen Etsy-Shop und verkaufst dort im Nebenerwerb selbstgenähte Waren. Dann kann deine Finanzplanung von Anfang an ganz einfach wie folgt aussehen (vereinfacht dargestellt ohne Umsatz- und Einkommenssteuer):

MonatAusgabenEinnahmenZiel
JanuarStoffe & Material – 200 Euro
Versandgebühren – 40 Euro
Verkaufserlöse – 700 Euro
Maßanfertigungen – 300 Euro
Gewinn – 760 Euro
Gehalt – 300 Euro
Saldo Geschäftskonto – 560 Euro
FebruarStoffe & Material – 400 Euro
Versandgebühren – 70 Euro
Anzahlung neue Nähmaschine – 400 Euro
Verkaufserlöse – 1.400 Euro
Maßanfertigungen – 600 Euro
Gewinn – 1.130 Euro
Gehalt – 300 Euro
Saldo Geschäftskonto – 1.390 Euro
MärzStoffe & Material – 300 Euro
Versandgebühren – 60 Euro
Schlusszahlung neue Nähmaschine – 1.000 Euro
Verkaufserlöse – 1.200 Euro
Maßanfertigungen – 400 Euro
Gewinn – 240 Euro
Gehalt – 330 Euro
Saldo Geschäftskonto – 1.330 Euro

Lege von Anfang an einen fixen Betrag fest, den du dir monatlich auszahlst. Fang ruhig klein damit an, es können auch nur 100 Euro im Monat sein, aber mach dich mit dem Prinzip vertraut, dich selbst für deine Arbeit zu entlohnen und gewöhne dein Denken von Anfang an daran. Deine Kosten- und Einnahmenstruktur wird mit deinem wachsenden Geschäft automatisch komplexer, wenn du aber von Beginn an klare Strukturen und Denkmuster nutzt, tust du dich später viel leichter.

Und falls es daraus noch nicht ganz klar hervorgegangen ist, ich empfehle dir ganz nachdrücklich von Anfang an mit einem Buchhaltungsprogramm zu arbeiten und dir frühzeitig einen (guten!) Steuerberater zu suchen.

03. Fehlende Auszeiten und Erholungsphasen

Damit hast du jetzt wahrscheinlich am allerwenigsten gerechnet, oder? Dass eine meiner bahnbrechenden Empfehlungen beim Business aufbauen die ist, dass du frei machen und in den Urlaub fahren sollst?

Und trotzdem ist es genau so. Ich habe die ersten drei Jahre meiner Selbstständigkeit gearbeitet bis zum Umfallen. Ich habe einen anspruchsvollen Vollzeit-Job gemacht und nebenbei mein Unternehmen hochgezogen, wo ich von April bis Oktober eigentlich fast jedes Wochenende voll im Einsatz war. Ich habe zusätzlich zu meinen festen Buchungen alles mitgenommen, was ging. Spontan noch Aufträge von Kollegen übernommen, Workshops besucht, Networking betrieben und war voller Leidenschaft dabei. Das alles, ohne mir einen Cent auszuzahlen, wohlgemerkt.

Ich habe das auch nicht als schlimm empfunden und “bereuen” im klassischen Sinne tu ich es auch nicht. Schlussendlich hatte dieses Engagement sicherlich einen großen Anteil an meinem jetzigen Erfolg und dem, wo ich heute stehe. Trotzdem würde ich es rückblickend anders machen, das hat mir das Jahr 2021 eindrucksvoll bewiesen, bei dem ich im Herbst kurz vorm Burn-Out stand.

2021 war das Jahr der privaten Highlights – Sven und ich haben im Mai standesamtlich geheiratet, im September unsere große Hochzeit in Italien gefeiert, zwischendrin ein Haus gebaut, einen Umzug gestemmt und halbherzig bereits versucht schwanger zu werden. Klingt nach einem absoluten Bomben-Jahr, oder? Wenn ich euch jetzt sage, dass wir

  • zwei Wochen vor der großen Hochzeitsfeier am liebsten alles abgesagt hätten, weil wir beide vollkommen durch waren;
  • ich die gesamte Detailplanung der Hochzeit in den letzten 3 Wochen vorab unter unglaublichem Stress gemacht und nichts davon genossen habe;
  • wir in ein halbfertiges Haus ohne Heizung, Warmwasser oder Dusche eingezogen sind;
  • wir unseren einzigen Urlaub in diesem Jahr im Campingbus bei 45 Grad in Kroatien verbracht haben während wir die ganze Zeit auf Nachricht von den Handwerkern Zuhause gewartet haben;
  • ich in dieser Saison neben meinem Vollzeitjob 25 Hochzeiten und davon alleine 9 im August fotografiert habe;

dann könnt ihr euch aber sicherlich vorstellen, dass es trotz dieser eigentlich vielen positiven Dinge schlussendlich extrem kräftezehrend und anstrengend war.

Wenn wir bedenken, dass laut Pareto nur 20% unseres Aufwandes letztendlich maßgeblich für den Erfolg sind, so hätte ich mindestens 20% der restlichen Zeit mit Auszeiten, Urlaub und Erholung verbringen können, ohne dass es etwas am Ergebnis geändert hätte.

Was ich dir konkret empfehlen würde

Nimm dir bewusst Auszeiten. Arbeite von Anfang an mit fixen freien Tagen oder Wochenenden in deinem Kalender, die, sozusagen, nicht-diskutabel sind. Soll heißen, natürlich kannst du sie einmal schieben oder in einer intensiven Phase stattdessen einen Auftrag zusätzlich annehmen, der freie Tag wird aber nur aufgeschoben und nicht aufgehoben und innerhalb von zwei Wochen nachgeholt.

Arbeite mit Belohnungen für dich selbst, egal ob finanzieller Natur oder zum Beispiel erlebnisorientiert. Sorge bewusst für Zeiten “weg vom PC und Handy”.

Selbstständig heißt eben nicht selbst und ständig – das ist ein Glaubenssatz, der mir sehr lange zu schaffen gemacht hat. Mein Unternehmen funktioniert auch, wenn ich nicht am PC sitze oder erreichbar bin. Meine Kunden laufen nicht weg, nur weil sie mich nicht 24/7 erreichen.

Wenn es dir schwerfällt nicht erreichbar zu sein, dann leg dir ein separates Geschäftshandy zu. Game-Changer! Mein Geschäftshandy liegt an meinem freien Wochenende lautlos im Büro. Montagmorgen werden eingegangene Nachrichten und Anrufe beantwortet, kein einziger Kunde hat sich bislang auf meine Antwort hin beschwert, warum ich nicht erreichbar war – im Gegenteil! Oft werde ich von Kollegen und Kunden dafür bewundert, dass ich so klare Grenzen aufgebaut habe.

Mach konsequent jeden Tag eine Mittagspause und verbringe sie am Besten draußen – unabhängig ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Eine Stunde Natur und Augen entspannen bewirkt Wunder und hilft dabei, alles wieder in die richtige Perspektive zu bringen.


Du findest das Thema spannend? Hier findest du weiterführende Blogposts zum Thema Business Aufbau und Selbstständigkeit:

Zeitmanagement und Selbstmanagement: Was es ist und warum du es brauchst

Nachhaltiger Erfolg in der Selbstständigkeit: Was es heißt und wie du es erreichst

Hey, ich bin Julia
Leidenschaftlich selbstständig, Mama, Fotografin & Designerin.

Themen wie Branding, Webdesign, Digitalisierung, Prozesse, Workflows, Positionierung und Online Marketing sind mein Steckenpferd. Ich unterstütze meine Kunden all das zu meistern und gleichzeitig eine gesunde Work-Live-Balance zu schaffen. Schön, dass du hier bist!

Kreativer Kopf mit einer Vorliebe für Zahlen und Prozesse. Ich bin Experte im Bereich Design, leidenschaftliche Fotografin und liebe es, anderen Selbstständigen dabei zu helfen, ihren Traum zu leben.