Ein Hochzeitsfotograf und seine Preise: Warum Fotos so viel Geld kosten

März 2, 2022

Ich bin Julia, kreativer Kopf mit einer Vorliebe für Zahlen und Prozesse. Ich bin Experte im Bereich Brand & Webdesign, leidenschaftliche Fotografin und liebe es, anderen Selbständigen dabei zu helfen, ihren Traum zu leben. 

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Wenn ihr gerade mit euren Hochzeitsplanungen begonnen habt und euch (hoffentlich frühzeitig) um einen passenden Hochzeitsfotograf kümmert, werden die sehr unterschiedlichen Preise am Markt euch vielleicht verwirren. Die Preisgestaltung als Dienstleister ist sehr komplex und individuell. Was eine Dienstleistung wie Fotografieren letztendlich kostet, hängt sehr stark von den persönlichen und beruflichen Umständen ab. Ich versuche euch heute einmal aus verschiedenen Blickwinkeln näher zu bringen, warum eine Reportage bei einem Profi-Fotografen “so viel” Geld kostet – los geht’s!

Relativ großer Kostenapparat

Auf den ersten Blick scheint es vielleicht so, als bräuchte es nicht viel mehr als eine Kamera, um sich Fotograf zu nennen und Hochzeiten abzulichten. Leider ist dem nicht so. Ein professioneller Fotografiebetrieb hat bedingt durch Equipment und Arbeitsabläufe relativ hohe Fixkosten. Im Folgenden ein wirklich kleiner Auszug welche Kosten in die Preise eines Hochzeitsfotograf einfließen:

Technische Ausrüstung:

  • 3 Profi-Kameras (2 stets am Mann, 1 Ersatz im Auto) – jeweils ca. 2.000 – 5.000 Euro Anschaffungswert pro Kamera inkl. Zubehör (Ersatzakkus)
  • Minimum 5-7 Profi-Objektive – jeweils ca 1.000 – 4.000 Euro Anschaffungswert
  • Minimum 2 Profi-Blitze – jeweils ca. 500 – 2.000 Euro Anschaffungswert inkl. Zubehör (Stativ, Lichtformer, Akkus)
  • 5-15 Profi Speicherkarten – jeweils ca. 90 – 300 Euro Anschaffungswert (regelmäßiger Austausch nötig)
  • Profi-Laptop / Computer inkl. zweitem Bildschirm zur Bildbearbeitung – ca. 6.000 Anschaffungswert
  • 3-5 hochqualitative, sichere und widerstandsfähige Festplatten – jeweils ca. 200 – 800 Euro Anschaffungswert (regelmäßiger Austausch bzw. Erweiterung nötig)
  • Zuverlässigen, fahrbaren Untersatz

Benötigte Software

  • Bildbearbeitungsprogramm / Adobe Creative Cloud Abo
  • CRM Software – bei mehreren Dutzend Anfragen und 10-30 Brautpaaren gleichzeitig geht das nicht manuell
  • Spezielle Software-Tools für Fotografen: PhotoMechanic, JPEG Mini, SmartSlides, SmartAlbums
  • Kosten für Online-Galerie oder Boxen und USB-Sticks zur Übergabe der Bilder
  • Buchhaltungssoftware
  • Social Media Planning Tool (es wird ja erwartet, dass wir überall posten und Präsent sind!)

Marketing & Werbung

  • Print- oder Onlinewerbung
  • Social Media Werbung
  • Investition in Styled Shoots
  • Weiterbildung & Workshops
  • Unterhalt Webseite

Sonstige Kosten

  • Steuerberater
  • Benzin fürs Auto
  • Versicherungen (Equipment, Berufshaftpflicht, Betriebshaftpflicht)
  • Anwaltskosten für rechtssichere Verträge und Rechtsthemen wie Impressum, Cookies, Datenschutz, etc.

Hoher Zeitaufwand in der Vor- und Nachbearbeitung

Als Fotograf bist du oftmals nicht nur irgendein Dienstleister, sondern einer der Wichtigsten. Daher fällt in der Vorbereitung mit Brautpaaren viel an, es sind einige Absprachen zu treffen und eine intensive Betreuung ist unumgänglich. Die Preise eines Hochzeitsfotograf müssen auch diese Zeit abdecken.

Hinzu kommen dann noch die zahlreichen Stunden der Bildauswahl und Bearbeitung, die leider sehr selten gesehen werden.

Der Preis, den ihr an mich bezahlt deckt nicht nur meine Präsenzzeit vor Ort, sondern vor allem meine “unproduktiven Stunden” ab. Bei einer Hochzeitsreportage mit durchschnittlich 8 Stunden Länge komme ich insgesamt in etwa auf 35 Stunden Gesamtarbeitszeit. Also fast eine volle Woche Arbeit.

Steuern (bitte unbedingt lesen!)

Natürlich wissen wir alle, dass Steuern zu bezahlen sind. Bitte rechnet trotzdem einmal mit mir zusammen durch, was das konkret bei einem Beispiel bedeutet:

  • Preis einer Reportage: 2.500 Euro
  • 19% MwSt. 399,16 Euro davon gehen direkt ans Finanzamt

Aussgehend von einem Kostenanteil von 40% mache ich dann noch folgenden Gewinn:

  • 2.100,84 Euro x 40% = 840,34 Euro Kosten
  • Gewinn: 1.260,50 Euro

Aber Achtung! Diesen Gewinn muss ich jetzt versteuern! Als Selbständiger ist das dann der Betrag, von dem meine Einkommenssteuer noch weg geht.

Für einen Tag Arbeit mit 8 Stunden wäre das nicht schlecht, aber wie ihr wisst bin ich eben nicht nur 6-10 Stunden vor Ort, sondern muss an diesem Tag auch Geld für die sog. unproduktiven Stunden mitverdienen.

Große Verantwortung für nicht-wiederholbare Momente und Erfahrungsschatz

Etwas, das gar nicht in Geld aufzuwiegen ist, ist die Verantwortung, die ich als Hochzeitsfotograf für eure Bilder trage. Was ihr bei einem höheren Preis mitbezahlt, ist auch die jahrelange Erfahrung in dem Metier. Dadurch könnt ihr sicher sein, dass ich auch in stressigen Situationen nicht den Überblick verliere, einen Plan habe und alle wichtigen Momente für euch einfange.

Ihr bezahlt, dass ich es im Zweifel auch in nur 5 Minuten schaffe, zumindest ein paar richtig gute Highlight-Aufnahmen eurer Deko zu machen, bevor die Gäste hereinplatzen und “alles zerstören”.

Ihr bezahlt, dass ich auch in den unmöglichsten Lichtverhältnissen schöne Fotografien anfertigen kann.

Ihr bezahlt, dass ich da bin, einspringe wenn es brennt, zurückrenne um den Brautstrauß zu holen, an alles denke und euren Tag so mit viel mehr als nur schönen Fotos bereichere.

Dumping-Preise verunglimpfen die Wertigkeit der Arbeit eines Hochzeitsfotografen

Wie eingangs bereits erwähnt, ist die Stundensatzberechnung und Preiskalkulation sehr individuell aufgrund der Rahmenbedingungen. Jemand, der das Ganze nebenbei betreibt und auch keine Vollzeit-Selbständigkeit anstrebt, kann natürlich viel günstiger anbieten, trägt er beispielsweise Beiträge für Kranken- und Rentenversicherung nicht selbst.

Oftmals ist es aber leider auch einfach die Unwissenheit vieler Selbständiger, die zu Dumping-Preisen führt. Nicht umsonst fangen Viele immer mit großen Ideen an und sind nach ein paar Monaten nicht mehr am Markt, wenn sie merken, dass es sich nicht für sie rechnet. Auch ich habe mit viel zu billigen Preisen angefangen und so die Wertigkeit meiner Arbeit verleugnet.

Versteht mich nicht falsch, natürlich muss man als Anfänger “günstiger” sein, man hat ja schließlich noch kaum Referenzen oder Erfahrung vorzuweisen. Aber spätestens, wenn man das Ganze als Profi betreiben möchte, dann muss hier ein Umdenken stattfinden.

Erst im Januar war hier wieder eine Anzeige in einem lokalen Blatt, in der ein Fotograf aus dem Nachbarort eine 8-Stunden Reportage bei einer Hochzeit für 1.200 Euro angeboten hat. Egal, wie ich das durchrechne und selbst wenn ich in allen Bereichen die absolut minimalen Kosten für einen Profi-Betrieb einrechne, können sich diese Preise für ihn als Hochzeitsfotograf ihn nicht lohnen. Bei einem solchen Auftrag zahlt er am Ende drauf, auch wenn er es vielleicht jetzt noch nicht weiß.

Mein Fazit

Natürlich hat jeder ein anderes Gefühl für Wertigkeit und es steht jedem frei, einen Fotografen (oder auch jeden anderen Dienstleister) zu buchen, der zu seinem / ihrem Budget passt. Seid euch bei günstigen Preisen aber einfach bewusst, dass ihr entweder mit Einschränkungen in der Qualität, Erfahrung oder “Sicherheit” rechnen müsst, oder ihr verdammtes Glück hattet und jemanden erwischt habt, der sich unter Wert verkauft – für denjenigen ist das allerdings alles andere als Glück. 🙂

Ich fasse mir hier auch an die eigene Nase, denn manchmal verurteile ich den Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung auch ohne jedwiges Hintergrundwissen. Lasst und doch gemeinsam versuchen, gegenseitig toleranter zu sein und uns zu informieren, bevor wir verurteilen. Wenn euch ein Preis zu hoch vorkommt, dann hinterfragt erst einmal, welcher Aufwand dahinter steckt.

Macht euch bewusst, dass gerade bei einer Dienstleistung von einem kleinen oder Einzelunternehmen oft keine Mischkalkulation dahinter liegt, wo bei einem Angebot Verlust gemacht werden kann, der von einem anderen getragen und ausgeglichen wird. Lasst uns gemeinsam versuchen, unseren Blickwinkel zu ändern und die Wertigkeit eines Handwerks, einer Dienstleistung, eines Produktes wieder neu zu betrachten. Hochzeitsfotos sind nun mal keine Massenproduktion, kein “von der Stange”. Ihr habt ja auch den Anspruch, dass sie individuell sein und eure Persönlichkeit bzw. euren Tag authentisch und echt einfangen.

Ich hoffe, ich konnte euch näher bringen, warum ihr die Preise eines Hochzeitsfotograf immer hinterfragen solltet und warum es gute Qualität nun mal nicht zu Dumping-Preisen gibt. Ich freu mich sehr auf eure Gedanken zu dem Thema, schreibt mir doch gerne euer Feedback an fotografie@juliaweinberger.de

Hey, ich bin Julia
Leidenschaftlich selbstständig, Mama, Fotografin & Designerin.

Themen wie Branding, Webdesign, Digitalisierung, Prozesse, Workflows, Positionierung und Online Marketing sind mein Steckenpferd. Ich unterstütze meine Kunden all das zu meistern und gleichzeitig eine gesunde Work-Live-Balance zu schaffen. Schön, dass du hier bist!

Kreativer Kopf mit einer Vorliebe für Zahlen und Prozesse. Ich bin Experte im Bereich Design, leidenschaftliche Fotografin und liebe es, anderen Selbstständigen dabei zu helfen, ihren Traum zu leben.